Verantwortungsvolle Rohstoffbeschaffung – Chile kann sich den europäischen Anforderungen gegenüber als nachhaltiger Rohstoffproduzent positionieren
Eine Kolumne von Iris Wunderlich, Project Leader Mining & Sustainability
Die Entwicklung hin zu einer verantwortungsvollen Rohstoffbeschaffung schreitet schnell voran, mit einer Fülle an Initiativen, Maßnahmen, Paradigmen und Ansätzen zur Unterstützung der globalen Nachhaltigkeitsagenda. Gleichzeitig befinden wir uns in einer besonders herausfordernden Zeit: Der Green Deal der EU, die COVID-19-Pandemie, ein enger werdendes Zeitfenster zur Erfüllung der globalen Klimaziele und andere Veränderungen zwingen uns, die Einhaltung verschiedener Standards entlang der Lieferkette für mineralische Rohstoffe verstärkt in den Blick zu nehmen.
Die AHK Chile ist seit Ende 2019 Teil des Konsortiums RE-SOURCING, welches von der Europäischen Union finanziert wird und eine einheitliche Definition sowie einen breiten Konsens zu der verantwortungsvollen Beschaffung von mineralischen Rohstoffen anstrebt. Das Projekt erkennt die gegenwärtige Chance, globale Erfahrungen zusammenzuführen und einen gemeinsamen Weg aller Beteiligten in die Zukunft zu gestalten. Im Zuge der Eröffnungskonferenz von RE-SOURCING, die am 18. und 19. Januar 2021 stattfand, diskutierten Stakeholder der verantwortungsvollen Rohstoffbeschaffung darüber, wie sie eine gemeinsame Plattform finden, kollektives Handeln vorantreiben und nachhaltige Veränderungen bewirken können.
Unter den vielen relevanten Aspekten, die im Rahmen der Veranstaltung erörtert wurden, möchte ich insbesondere zwei Panels hervorheben: eines zum Thema Business Drivers und eines zum Thema Investitionen. Zwei unterschiedliche Überschriften mit einem gemeinsamen Kerninhalt: die treibende Kraft der Käufer. In diesem Zusammenhang kam BMW als klassischer Käufer und wichtiger Akteur der Automobilindustrie zu Wort.
BMW stellte Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt seiner Unternehmensstrategie und reagiert damit auf den Trend zur weiteren Elektrifizierung seines Geschäfts, der seinerseits zu einer Ausweitung des Kohlenstoff-Fußabdrucks in der Lieferkette führt. Hier agiert das Unternehmen nun als verantwortungsbewusster Einkäufer, indem es Umwelt- und Sozialstandards einführt und einfordert und Initiativen vorantreibt, die seine Lieferanten direkt miteinbeziehen.
Aber es gibt auch noch eine andere Art von Käufern, und zwar die Investoren, d.h. “Kunden”, deren Geld über Investmentfonds, Aktien und Anleihen angelegt wird. Geld, das für Projekte zur Ressourcengewinnung benötigt wird. Und diese Aktienkäufer können Entscheidungen beeinflussen: In was wird investiert? Wird erneut investiert oder nicht? Will ich, dass mein Geld zur Finanzierung eines solchen Projekts oder Unternehmens verwendet wird? Andernfalls besteht die Möglichkeit, dass die Investition aufgrund der Nichteinhaltung von Sozial- und Umweltstandards zurückgezogen wird.
Aufgrund der wirtschaftlichen Bedeutung des Bergbausektors und des prognostizierten Anstiegs der Nachfrage nach Kupfer und Lithium als unverzichtbare Rohstoffe für die grünen Zukunftstechnologien, ist es für Chile von zentraler Bedeutung, sich als verantwortungsvoller Rohstoffproduzent zu positionieren. Ich bin zuversichtlich, dass Chile dieses große Ziel erreichen kann, solange wir alle mit gegenseitigem Respekt zusammenarbeiten und uns selbst der Einhaltung der Regeln verschreiben, die es zur Koexistenz aller Interessengruppen und der Natur benötigt. In diesem Zusammenhang muss ich an den Satz von John Howchin denken, Generalsekretär des Ethikrates des Schwedischen Nationalen Pensionsfonds, welcher das Responsible Investment Panel der Konferenz mit dem Satz zusammenfasste:
“Very soon only responsible companies will make money”
Ich selbst habe die Position als Project Leader Mining & Sustainability in der AHK Chile frisch übernommen und sehe die vielen Herausforderungen und Chancen, die sich darbieten. Mit Initiativen wie dem Projekt RE-SOURCING werden wir die anstehenden Entwicklungen unterstützen.
Iris Wunderlich
Project Leader Mining & Sustainability
AHK Chile