La Ruta del Oxígeno: Lateinamerikas erste Reise für Elektromobilität und Nachhaltigkeit.

Marcelo Soto, Projektkoordinator Ruta del Oxígeno
Der Umweltschutz und die verantwortungsvolle Gewinnung und Nutzung von Bodenschätzen sind wichtige Themen für die Bergbauindustrie von heute. Innovative Lösungen und Initiativen sind gefragter denn je, um die Produktivität zu steigern und die verschiedenen Herausforderungen auf dem Weg zum Bergbau der Zukunft zu bewältigen. Der Trend der Elektromobilität erweist sich dabei für Bergbauunternehmen als eine attraktive Möglichkeit, um einen effizienten und nachhaltigen Betrieb voranzutreiben.
Mit der Initiative Ruta del Oxígeno [Route des Sauerstoffs] sollen diese Themen direkt zu den Menschen gebracht werden. Die erste Elektromobiltäts- und Nachhaltigkeitsroute in Lateinamerika fand 2019 statt. Ein Team bestehend aus 8 Personen reiste mit Elektrofahrzeugen durch Chile, um mit Gemeinden in Kontakt zu treten und kulturelle Aktivitäten über die Welt der erneuerbaren Energien, Lithium, Elektromobilität und Umwelterziehung durchzuführen.
Marcelo Soto, Direktor von Ruta del Oxígeno, erzählt uns mehr über das Projekt, seine Vision und die Bedeutung der Initiative für eine nachhaltigere Zukunft.
Herr Soto, wie und wann wurde die Idee für die Initiative geboren, woraus besteht sie und welche Akteure sind daran beteiligt?
[Marcelo Soto]: Sie wurde 2017 aus dem Bedürfnis heraus geboren, einen direkten Beitrag zur Lösung der Umweltprobleme zu leisten. Als Sportler in einer der am stärksten verschmutzten Städte der Welt, Santiago de Chile, sah ich mich in der Pflicht, einen Wandel herbeizuführen und auf diese wichtige Thematik aufmerksam zu machen. Deshalb haben wir eine Reise durch mehr als 50 chilenische Städte unternommen und auf den großen Plätzen Aktivitäten durchgeführt, um für über die Themen Elektromobilität, erneuerbare Energien, Lithium und den Umweltschutz zu informieren und die Menschen dafür zu sensibilisieren. Wir traten in Austausch mit der Zivilgesellschaft und städtischen Schulen und haben uns mit verschiedenen sozialen Einrichtungen und öffentlichen Institutionen zusammengeschlossen, darunter 8 Ministerien, Vertreter der COP-25 und des APEC-Gipfels und Universitäten ebenso wie Unternehmen.
Welchen Eindruck haben Sie während Ihrer Reise im Jahr 2019 gewonnen – Sind das notwendige Wissen und die Bereitschaft in Chile vorhanden, um den Klimawandel zu bekämpfen?
[Marcelo Soto]: Wir glauben, dass die Zivilgesellschaft gerade dabei ist, die verschiedenen Instrumente zur Bekämpfung des Klimawandels kennenzulernen. Viele Gemeinden fördern bereits Recycling-Aktionen, den Einsatz von LED-Beleuchtung, die Umstellung auf erneuerbare Energien, Aufforstung und Elektromobilität. Gleichzeitig haben Unternehmen eine tragende Rolle hinsichtlich ihrer sozialen Verantwortung übernommen. In den vergangenen Jahren hat sich innerhalb der Bevölkerung inbesondere das Interesse an einem verantwortungsvolleren Konsum entwickelt, welcher nicht nur von der Qualität des Produkts oder der Dienstleistung abhängt, sondern auch von Aspekten der Nachhaltigkeit und Ethik. Wir glauben, dass dieser Prozess dringend zusätzlicher Impulse bedarf. Hierfür benötigen wir die Unterstützung umweltbewusster Unternehmen und internationaler Organisationen, da dies für die Durchführung von kulturellen Bildungsmaßnahmen – wie der Ruta del Oxígeno – unerlässlich ist.
In welchen Bereichen sehen Sie heute die größten Herausforderungen für ein nachhaltiges Chile?
[Marcelo Soto]: Die größten Herausforderungen sehen wir im Zusammenhang mit den Unternehmen. Sie sind letztendlich diejenigen, die für die Herstellung von umweltfreundlichen Produkten verantwortlich sind und ihre Nachhaltigkeitsprozesse verbessern müssen. In diesem Zusammenhang sind Themen wie Umwelterziehung und der Schutz des Planeten von besonderer Bedeutung. Gleichzeitig muss die Bevölkerung bestimmte Gewohnheiten ändern und sensibilisiert werden für die Wiederverwendung von Wasserressourcen, die Bevorzugung von Produkten mit nachhaltiger Verarbeitung, Energiewende im Allgemeinen, Recycling, Elektromobilität usw. Es gilt zu verstehen, dass dies eine Aufgabe aller ist. Auf diese Weise können wir auch mehr Unternehmen ermutigen, sich an diesem Wettlauf um die Dekarbonisierung zu beteiligen.
Erinnern Sie sich an einen ganz besonderen/überraschenden Moment während Ihrer Reise?
[Marcelo Soto]: Während der 90 Tage unserer Reise haben wir mehrere unternehmerische Initiativen kennengelernt, deren Ziele in direktem Zusammenhang mit der Nachhaltigkeit stehen. Es hat uns mit Freude und Emotionen erfüllt, ihre Geschichten zu hören sowie die damit verbundenen Anstrengungen.
Eine besonders schöne Geschichte war z.B. die eines befreundeten Pärchens, welches eine kleine Bierbrauerei betrieben hatte und jahrelang kilometerweite Strecken zurücklegen musste, um an frisches Trinkwasser zu gelangen. Eines Tages kamen sie auf die Idee, sogenannte Nebelfänger zu installieren, die das Wasser aus der Luft filterten und in einem Auffangbecken für die Produktion ansammelten. Die Qualität des Wassers und das Ergebnis waren sogar so gut, dass dieses Bier eine Reihe von Preisen gewann.
Wir hatten auch die Gelegenheit, mit vielen Kindern aus städtischen Schulen zu sprechen. Für viele von Ihnen war es wie ein Traum zu sehen, dass ein Elektrofahrzeug ihre Stadt erreichte, und dass sie darüber hinaus auch noch die Möglichkeit hatten, einzusteigen, Fotos zu machen und über den technischen Aufbau des Fahrzeugs zu sprechen. Sie verglichen die Fahrzeuge mit ferngesteuerten Autos, die sie zu Weihnachten geschenkt bekommen hatten, nur eben viel größer.
Inwiefern steht das Projekt im Zusammenhang mit einem nachhaltigen Bergau? Wie kann das Projekt zur nachhaltigen Entwicklung der Bergbauindustrie beitragen?
[Marcelo Soto]: Dank des nachhaltigen Bergbaus bekommt der Industriezweig wieder den Stellenwert, den er verdient, auch wenn er oftmals verallgemeinert mit negativen Assotiationen in Verbindung gebracht wird. Das liegt unter anderem an einem Informationsdefizit in der Bevölkerung. Aus diesem Grund möchten wir innovative Verfahren und den immer verantwortungsvolleren Umgang mit der Umwelt und den Menschen sichtbar machen und aufklären:
- Wassernutzung: Die Wiederverwendung von Wasser ist eines der grundlegenden Verfahren, um die Entnahme aus nahegelegenen Flüssen zu vermeiden. Außerdem wird zunehmend Meerwasser für eine Vielzahl von Prozessen nutzbar gemacht.
- Elektromobilität: Elektrofahrzeuge werden in den Bergbaubetrieben für den Abbau sowie für den Transport der Arbeiter eingesetzt.
- Einsatz erneuerbarer Energien: Mithilfe des vermehrten Einsatzes erneuerbarer Energiequellen können die CO2-Emissionen in der gesamten Wertschöpfungskette verringert werden, wovon die globale Gemeinschaft profitiert.
- Neue Technologien: Neue Technologien werden zur Optimierung der verschiedenen Produktionsprozesse und zum Schutz der Umwelt eingesetzt. Sie müssen sowohl die Verringerung der Emissionen als auch positive Auswirkungen auf die Gemeinden gewährleisten.
Die erste Reise im Jahr 2019 war ein Erfolg. Aufgrund der Pandemie waren die Aktivitäten rund um das Projekt in den letzten beiden Jahren allerdings sehr eingeschränkt. Was sind Ihre Pläne für das anstehende Jahr und welche Vision haben Sie für die Zukunft der Initiative?
[Marcelo Soto]: Wir haben uns vorgenommen, die zweite Version dieser Route durch 35 verschiedene Städte im Jahr 2022 durchzuführen. Dieses Mal wollen wir noch einen Schritt weiter gehen und ein Wohnmobil mit energieeffizienten elektrischen Geräten, Sonnenkollektoren, vertikalen Windkraftanlagen und hochmodernen Batteriespeichern ausstatten, die es ermöglichen, 100% nachhaltig zu reisen. Auf unserer Reise werden wir Projekte erneuerbarer Energien besichtigen und mehr über die Prozesse des nachhaltigen Bergbaus erfahren. Die Informationen werden wir in unseren sozialen Netzwerken teilen und über verschiedene Medien dokumentieren.
Unser Ziel für die Zukunft ist es, weiterhin Umweltaktionen durchzuführen, die öffentliche Institutionen und Unternehmen erreichen. Und wir möchten durch kulturelle Aktivitäten zur Bildung und Sensibilisierung der Zivilgesellschaft beizutragen. Darüber hinaus werden wir, sobalb die Pandemie es zulässt, einen Dokumentarfilm auf internationaler Ebene drehen. Wir möchten die fünf Kontinente auf nachhaltige Weise bereisen, verschiedene Umweltmaßnahmen vorstellen und verdeutlichen, dass wir unsere Gewohnheiten ändern können, indem wir der ganzen Welt eine Botschaft des Bewusstseins und der Sorge für unseren Planeten übermitteln.